Die 4-Tage-Woche – ein Modell für die Zukunft?

Autorin: Gabriela Hein
Video: Maxi Ringlieb
Datum:. 15.02.22

Bisher wird die 5-Tage-Woche fast flächendeckend auf der Welt umgesetzt. Die Debatten über eine 4-Tage-Woche gibt es von Zeit zu Zeit immer wieder. Aus gutem Grund – denn vieles spricht für eine Verkürzung der Arbeitszeit.

Island macht es vor

Zwischen 2015 und 2019 hat in Island das weltweit größte Experiment einer 4-Tage-Woche stattgefunden. 2500 Arbeitskräfte nahmen insgesamt daran teil – das entspricht ein Prozent der Bevölkerung des Landes. Statt 40 wurden nur noch 35 oder 36 Stunden gearbeitet. Bei gleicher Bezahlung.

Das Ergebnis sei ein überwältigender Erfolg gewesen. In nahezu allen Bereichen hat die kürzere Arbeitszeit positive Effekte:

• Verbesserung der Work-Life-Balance
• Optimiertere Arbeitsabläufe und effizienter genutzte Arbeitszeiten
• Steigerung der Produktivität
• Reduzierung von Stress

Heute haben insgesamt etwa 86% der isländischen arbeitenden Bevölkerung das Recht auf verkürzte Arbeitszeiten.

Positive Effekte steigern vor allem die Produktivität

Eine britische Studie fand heraus, dass Menschen bei einem 8-Stunden-Arbeitstag lediglich nur 2 Stunden und 53 Minuten pro Tag wirklich produktiv sind. 54 % gaben sogar an, dass sie sich mit privaten Dingen wie Social Media, Jobsuche, Telefongespräche, Nachrichten-Websites ablenken müssen, um den Tag erträglich zu gestalten.

Bei einer verkürzten Arbeitszeit ist für solche Dinge keine Zeit. Die Arbeit wird neuorganisiert, sodass das gleiche Pensum in kürzerer Zeit geschafft werden kann. Außerdem sind die Arbeitnehmer:innen im Hinblick auf mehr Freizeit bereit, weniger Pausen zu machen.

Herausforderungen der 4-Tage-Woche

So positiv die Effekte auch sind, so herausfordernd ist allerdings auch die Umsetzung.

• An falscher Stelle gespart? Persönlicher Austausch mit Kolleg:innen ist den Arbeitnehmer:innen wichtig. Bei einer kürzeren Arbeitszeit kann dies schnell auf der Strecke bleiben.
• Nicht für alle Branchen gleichermaßen umsetzbar: Auf Bereiche wie das Gesundheitswesen, die Medizin oder Sozialwesen kommen enorme Kosten hinzu und es muss weiteres Personal eingestellt werden
• Gefahr von Gehaltskürzungen: Reduziert man seine Arbeitszeit von 5 auf 4 Tage, bedeutet das nicht, dass damit auch das Gehalt gleich bleibt. Viele Arbeitnehmer:innen müssten sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf ein geringeres Gehalt einstellen

Die 4-Tage-Woche ist kein Selbstläufer, denn die Prozesse müssen angepasst werden, um die Wirtschaft gleichermaßen am Laufen zu halten. Doch für die Gesundheit eines jeden ist es ein enormer Zugewinn, und in vielen Bereichen können auch die Unternehmen genau davon profitieren. Happy employees, happy economy!

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